Samstag, 26. August 2017

Vegetarisch am Katzentisch [Glosse]










Vegetarisch am Katzentisch


Aus verschiedenen Gründen, die ich hier jetzt nicht weiter ausbreite, esse ich meistens vegetarisch, gern auch mal vegan. Wobei ich nicht pingelig alles seziere, was mir vorgesetzt wird; aber ein Riesenstück Fleisch/ Fisch mit Beilage ist eben nichts für mich.

Erfreulicherweise gibt es in den Restaurants ja inzwischen immer eine vegetarische Variante auf der Karte. Nur ist das (oft) entweder mit Pilzen (mit denen man mich jagen kann) oder so beschaffen, dass man es sich locker selbst kochen könnte. Wenn ich essen gehe, dann möchte ich allerdings ein bisschen verwöhnt werden. Also ohne Pilze und mit pfiffiger Zubereitung.

Kürzlich hatten wir was zu feiern und besuchten ein etwas höherpreisiges Restaurant in unserer Nähe. Auf der Speisekarte war vollmundig notiert, man könne sich selbstverständlich etwas Vegetarisches zusammenstellen lassen. Ich fragte nach, was denn heute „angesagt“ wäre, würde ich mich vegetarisch entscheiden.

Versprochen wurde mir eine Gemüseplatte mit Kartoffelpüree und Soundso-Juice und Mais-Wasweißich, klang jedenfalls netterweise so, dass ich es mir nicht selbst kochen würde oder könnte. Also: Ja, ich will.

Es dauerte und dauerte, meine Familie fing bereits an mit den Füßen zu scharren, so dass ich mich schon fast schuldig fühlte mit meiner Extra(nicht)wurst. Aber ich war’s nicht, der Laden war voll und die personelle Besetzung eher dünn bemessen.

Dann endlich. Alles prima – nur ich bekam einen Tagliatelle-Teller mit Paprika, Frühlingszwiebeln und einem Haufen Rucola. Das mag ich alles, es ist aber genau das, was ich prinzipiell öfter mal zu Hause selbst zubereite. Blitzschnelles Abwägen: Mache ich jetzt Theater oder nicht? Ich entschied mich für ein Nein, denn wir wollten ja familienfeiern; aber enttäuscht war ich schon. „Ach, unser Koch Ulli“ – oder wie er nun hieß – „hat einfach mal was Schönes gezaubert“. So lautete die Antwort auf meinen Einwurf, dass mir ja was völlig anderes angekündigt wurde.

Als auf der Rechnung fast 15 Euro für mein Schlichtgericht verbucht waren, konnte ich meiner Familie nur sagen: Für diesen Preis koch‘ ich das für uns alle – und zwar zweimal.

Da lob‘ ich mir das sehr rustikale Lokal in unserem Urlaub, das trotz eines höchst fleischlastigen Angebots immer fähig war, mir was zu „zaubern“. Und zwar für einen angemessenen Preis.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!



Marlies Blauth










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